Tag Archives: Belgien

Was ist gelungene Online-Lehre in der Germanistik?

Während der Corona-Pandemie durfte ich zusammen mit etwa zwanzig Kolleg*innen und unterstützt vom Forschungsbund Marbach Weimar Wolfenbüttel die Plattform „Digitale Lehre Germanistik“ aufbauen. Am 25./26. August 2020 organisierte ein Teil dieser eine virtuelle Konferenz zum Thema „Während und nach Corona: Digitale Lehre in der Germanistik“, auf der Kolleg*innen aus vier Kontinenten sprachen und an der etwa 200 Germanist:innen teilnahmen.

Der digitale und offene Tagungsband steht inzwischen zum Download bereit [im Mai 2021 Link auf DOI aktualisiert, T.E.]; daneben sind meine Beiträge zu den Themen Gelungene Online-Lehre und die digitale Kultur der Germanistik: Perspektiven der Netzliteraturwissenschaft und Blended Learning vor und nach Corona: germanistische Seminare in Amsterdam und Antwerpen verfügbar, in denen ich mich u.a. auf Arbeiten von Andrea Geier, Axel Krommer, Alexander Lasch, Gerhard Lauer, Konstanze Marx, Kerstin Stüssel und Philippe Wampfler beziehe. Da der Tagungsband eher das Geschehen auf der Konferenz abbilden als eigene Forschungsbeiträge sammeln möchte, haben die Beiträge eher einen essayistischen als einen wissenschaftlichen Charakter.

Greift Covid-19 auch die Geisteswissenschaften an? Wofür sich Medien und Studienanfänger*innen gerade interessieren

Die Covid-19-Pandemie hat einen großen Einfluss auf unser Alltagsleben, beispielsweise stehen plötzlich andere Arbeitsbereiche im Fokus der Öffentlichkeit. In der Wissenschaft ist auffällig, dass zuletzt Immunologen und Virologen eine ganz neue Prominenz erlangt haben. Internationale Koryphäen wie Anthony Fauci in den USA, Christian Drosten in Deutschland oder Marc van Ranst und Erika Vlieghe in Belgien sind medial präsent und werden fast schon zu Popstars.

Es ist eine gute Entwicklung, dass die populäre Wissenschaftskommunikation eine ganz neue Reichweite erhält, beispielsweise der Podcast von Christian Drosten oder der Vlog-Channel von Mai Thi Nguyen-Kim. Auch viele Nicht-Wissenschaftler*innen können nun etwas mit einem Begriff wie ‚Peer Review‘ anfangen. Einer aktuellen Studie zufolge sprechen sich 90% aller Bürger*innen dafür aus, die Politik möge auch zukünftig „verstärkt Meinungen und Analysen der Wissenschaft in politische Entscheidungsprozesse“ einbeziehen.

Zugleich bewirkt die aktuelle mediale Fixierung auf die Naturwissenschaften und die ökonomische Krise jedoch auch eine nachhaltige Verschiebung der gesellschaftlichen Interessenlage. Während viele Selbstständige aus dem Kultursektor gerade auftrags- und teilweise auch öffentlichkeitslos sind und Expert*innen bereits ein großes Zeitungs- und Kinosterben prophezeien, fokussiert sich die mediale Öffentlichkeit hauptsächlich auf die Bereiche Politik, Virologie und Ökonomie.

Geisteswissenschaften, Kompetenzen und Kulturkrisen

Diese einseitige Priorisierung greift jedoch zu kurz. Denn natürlich muss Continue reading

Wenn im laufenden Semester die Lehre digital wird: Das Beispiel Belgien

Nein, so hatte ich mir das nicht vorgestellt. Im letzten Jahr habe ich meinen Habilitationsprozess an der Universität Duisburg-Essen erfolgreich mit einer Schrift über Literatur und Literaturwissenschaft im Zeitalter der Sozialen Medien abgeschlossen. Ein Kapitel dieser Arbeit widmet sich der Frage, welche Potenziale die Sozialen Medien für die digitale Lehre und die Veröffentlichungspraxis der Germanistik offerieren und wie diese fruchtbar gemacht werden könnten. Es wurde mir klar, dass diese Potenziale zwar groß sind, in der Umsetzung aber auch viel daneben gehen kann und – vor allem – dass es noch viel auszuprobieren gäbe.

Deutschland: Debatte um digitale Lehre und ein #Nichtsemester

Aber so hatte ich mir das nicht vorgestellt: Dass wir nun in der „größten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg“ (UN), so groß muss man wohl denken, gezwungen sein würden, unsere komplette Hochschullehre in kürzester Zeit auf ihre digitale Form umzustellen. Die Maßnahmen gegen die Verbreitung des Coronovirus sind zunächst einmal ein gesamtgesellschaftliches Problem und insbesondere für die Risikogruppen hochrelevant. Ein Effekt dieser wichtigen Maßnahmen ist für meine Kolleg*innen und mich allerdings, dass sie als struktureller Zwang nun eine nur auf Temporalität angelegte Disruption der Lehre auslösen werden.

Eine ‚digitale Revolution‘ lässt sich unter diesen Vorzeichen kaum sinnvoll umsetzen. In Deutschland gibt es daher, ausgehend von einem von den Kolleginnen Prof. Dr. Paula-Irene Villa Braslavsky (LMU München), Prof. Dr. Andrea Geier (Trier) und Prof. Dr. Ruth Mayer (Hannover) initiierten offenen Brief, eine Debatte, ob das Sommersemester 2020 nicht besser ein Nicht-Semester werden sollte. Der Brief weist berechtigterweise darauf hin, dass die Online-Lehre „eine besondere, eigene, voraussetzungsreiche Variante der Lehre“ ist und sehr „gründlich vorbereitet“ werden müsse, wofür die Zeit nun kaum reiche. Spezifische Probleme des deutschen Hochschulsystems – die Befristung der allermeisten Stellen, die hohen Lehrdeputate vieler Kolleg*innen – sowie die schwierigen ökonomischen und sozialen Situationen vieler Studierenden stünden jedoch dieser notwendigen gründlichen Vorbereitung im Wege. Die Forderung der Verfasserinnen, das Sommersemester vor diesem Hintergrund in ein besonders flexibles ‚Nicht-Semester‘ umzuwandeln, wurde innerhalb von drei Tagen von mehr als 1.300 Kolleg*innen erstunterzeichnet.

Belgien: Umstellung auf digitale Lehre im laufenden Semester

Als in Belgien Lehrender ist meine Situation allerdings eine andere, denn die Studienjahre sind anders strukturiert. Mich erwischten die Maßnahmen zur Bekämpfung der Coronavirus-Verbreitung in einem laufenden Semester, denn hier Continue reading

Wunderschönes Belgien: Leben in Liedekerke (Man bijt hond)

Das klassische flämische TV-Journal Man bijt hond (dt. Mann beißt Hund) berichtet von den Normalitäten des Alltagslebens jener, die außerhalb ihres jeweiligen Milieus oder Dorfs als skurril oder grotesk wahrgenommen würden, vergleichbar den Protagonisten aus Dimitri Verhulsts Erfolgsroman De helaasheid der dingen (2006, dt. Die Beschissenheit der Dinge). Ein besonders feines Beispiel für das Verfahren von Man bijt hond findet sich unter dem Titel Het dorp.

Zugleich illustriert dieser Auszug das Sprichwort, als Flame komme man mit einem Backstein im Magen zur Welt. Der Wunsch, eigenen Wohnraum zu besitzen, führt in Belgien mitunter zu ungewöhnlichen Konstellationen und Lebensumständen, insbesondere wenn der karge Lohn nicht für ein schmuckes Anwesen, sondern nur für ein kleines Häuschen mit noch kleinerer Garage gereicht hat. Doch sehen Sie selbst, wie sich der 87jährige Eugène aus dem flämischen Liedekerke mit Haus, Garage und seinem Fiat Panda arrangiert hat (auf Wunsch können Sie die englischsprachigen Untertitel aktivieren):

Zum Ende des Jahres 2010: Veröffentlichungen – ein Überblick

2010 war ein produktives Jahr, insbesondere meine Arbeit als Postdoktorand an der Université du Luxembourg, unterstützt vom FNR Luxembourg und Prof. Dr. Georg Mein, ermöglichte mir die Fertigstellung zahlreicher Aufsätze und Forschungsbeiträge, die inzwischen teilweise auch online vorliegen: Continue reading

Liminal Spaces in Tel Aviv

Good news! I got an invitation of the Minerva Institute for German History in Tel Aviv to give a presentation during their conference on Germany and its Neighbors – Borders, Identities, Relations that will take place on February 13-14, 2011.

In Tel Aviv, I will speak on “The Position of German in Multilingual Belgium and Luxembourg. Reflections on Liminal Spaces and the Connotations of Languages”. The presentation will be a kind of aftermath of my postdoc-project at the University of Luxembourg. I am looking forward to my first visit to Israel!

De mythe van de ‘Metropool Ruhr’. Een vertaalde versie van mijn opiniestuk over Duisburg en de Loveparade in ‘De Morgen’

Mijn persoonlijke poging om de ramp van Duisburg te verwerken, die ik uiteindelijk op mijn blog heb gezet, werd ondertussen ook in Vlaanderen met interesse ontvangen. Een vertaalde en ingekorte versie van mijn tekst vulde eergisteren een hele pagina van De Morgen in de rubriek ‘de gedachte’. Aan het einde van die tekst klinkt het:

“Sinds zaterdag is de drievuldigheid ‘Metropool + Mega-evenement + Centrum’ verleden tijd voor het Ruhrgebied. En de toekomst ligt misschien besloten in de drievuldigheid ‘Netwerk + Kunst + Verscheidenheid’, die hoe dan ook veel beter past bij de 21ste eeuw. Maar wat de toekomst ook brengen mag, 21 mensen zullen het niet meer beleven.”

Culturele hoofdstad van Europa: Het Ruhrgebied in de literatuur

In 2010 zijn het Ruhrgebied en Istanbul de twee culturele hoofdsteden van Europa. Op Radio Klara zwerft het programma Babel een week door het Ruhrgebied, zijn geschiedenis en zijn cultuur. Op donderdag 24 juni heb ik een interview gegeven rond het Ruhrgebied in de literatuur. In de woorden van Babel “praten we met literatuurwetenschapper Thomas Ernst, afkomstig uit het Ruhrgebied maar ondertussen verhuisd naar Brussel. Hij brengt de leukste boeken over zijn geboortestreek mee.”
Ik werd door Radio Klara uitgenodigd naar aanleiding van mijn twee boeken over het ruhrgebied in de literatuur, Europa erlesen: Ruhrgebiet (2009) en Das Schwarze sind die Buchstaben. Das Ruhrgebiet in der Gegenwartsliteratur (2010). In december 2010 zal ik – samen met Prof. Dr. Dieter Heimböckel – aan de Université du Luxembourg een conferentie rond het onderwerp Europäische Kulturhauptstädte interkulturell. Luxemburg und die Großregion (2007), das Ruhrgebiet (2010) und Istanbul (2010) organiseren.
Precies een maand later mocht ik al opnieuw uitleg komen geven, deze keer op een zaterdag in De kunstkaravaan waar het heette: “Thomas Ernst gidst ons door begeesterende plekken en boeken in het Ruhrgebied.” U vindt opnames van de twee interviews en links naar meer informatie rond het Ruhrgebied beneden!

INTERVIEWS OP RADIO KLARA:

DE VOLLEDIGE PROGRAMMA’S OP RADIO KLARA

MEER MATERIAAL OM TE LEZEN EN TE BELUISTEREN:

Deutschlandbilder: Missglückte Multilingualität

Dafür sind deutsche Reisende im Ausland berüchtigt: Dass sie sich sich lautstark in Dinge einmischen, die sie besser nicht interessieren sollten. Hier machen sie aus einem völlig korrekten niederländischen ‚DANK U’ ein deutsches ‚DANKE’, weil sie sich offenbar nicht vorstellen können, dass neben dem Deutschen es auch andere Sprachen gibt.

Brüssel, Redaktionsräume der Tageszeitung De Morgen, Oktober 2004

Brüssel, Redaktionsräume der Tageszeitung De Morgen, Oktober 2004

Multilingual Interventions. The Position of Literary German in Multilingual Belgium and Luxembourg

In der vergangenen Woche war ich auf der Konferenz (Multi-)lingual interventions. A comparative view on contemporary migration literature in Scandinavia and the Benelux, die an der Universiteit Gent stattfand und von Prof. Dr. Wolfgang Behschnitt organisiert wurde. Ich sprach dort zum Thema Minor Literatures? The Position of Literary German in Multilingual Belgium and Luxembourg, setzte mich dabei kritisch mit dem Konzept der littérature mineure von Gilles Deleuze und Félix Guattari auseinander und präsentierte Lektüren von Texten von Roger Manderscheid und Freddy Derwahl.

Für 2010 ist nun die Veröffentlichung eines Bandes geplant, der die unterschiedlichen literarischen Auseinandersetzungen mit Identität, Sprache und Migration in Skandinavien und den BeNeLux-Ländern komparatistisch untersuchen wird.