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“Literature as Subversion: Potentials and Aporias of Contemporary Political Writing”. Video presentation at Carl von Ossietzky Universität Oldenburg

Video presentation by Thomas Ernst on “Literature as Subversion” (23:50 min.)

Not least because of its 40th anniversary and the commemoration of the host University’s name patron, Carl von Ossietzky, the University of Oldenburg has organized a conference “Resistance. Subjects, Representations, Contexts”. The conference will explore phenomena of resistance in different historical and contemporary contexts from an interdisciplinary and transcultural perspective in order to add to a theoretical debate on the term and concept(s) of resistance. Invited speakers are Gayatri Chakravorty Spivak (New York), Maria do Mar Castro Varela (Berlin), Alex Demirovic (Berlin), Sabine Hess (Göttingen), Micha Brumlik (Berlin), Jens Martin Gurr (Duisburg-Essen), Rainer Winter (Klagenfurt) and others.

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„Literatur und Subversion“ ist erschienen!

Hurra, große Freude: Nach vielen Jahren der Arbeit an meinem zunächst 870seitigen Manuskript „Literatur und Subversion. Politisches Schreiben in der Gegenwart”, das ich in einem anstrengenden und längeren Prozess auf 570 Seiten gekürzt und dabei aktualisiert habe, ist heute ein großer Karton vom transcript Verlag mit den ersten Exemplaren in meinem Essener Büro angekommen! Ich danke allen, die mich auf diesem langen Weg unterstützt haben – und bin gespannt auf die Reaktionen. Weitere Informationen zum Buch, das Sie ab sofort erwerben können, erhalten Sie auf der Webseite „Literatur und Subversion”. Dort finden Sie auch Informationen zu den aktuell bereits feststehenden Buchpräsentationen in Essen, Münster, Brüssel, Leuven und Antwerpen.

Bald erscheint “Literatur und Subversion”!

In Kürze wird das fertige Manuskript meiner Studie über das politische Schreiben in der Gegenwart beim transcript Verlag in den Druck gehen, derzeit nimmt der Lektor und Setzer Wolfgang Delseit noch letzte Änderungen vor. Mehr Informationen zu diesem 570seitigen Werk finden Sie auf meinen Webseiten oder auf den Webseiten des transcript Verlags, ausführlichere Informationen werden dann zum Erscheinen des Bandes bereitgestellt.

Thomas Ernst: Literatur und Subversion. Politisches Schreiben in der Gegenwart. Bielefeld: transcript, 2013 (im Erscheinen; Reihe: Literalität und Liminalität, hg. von Achim Geisenhanslüke und Georg Mein). 570 S., kart., 39,99 €, ISBN 978-3-8376-1484-8.

Aktualisierung vom 6.1.2014:

Die Auslieferung des Buchs verzögert sich leider noch, aber Sie können inzwischen schon das Inhaltsverzeichnis und die Einführung in das Buch einsehen.

How bizarr: Der Bundespräsident und die Germanistik-Studentin

In diesen Tagen, da der deutsche Bundespräsident Horst Köhler sein Amt gleichsam weggeworfen hat, wird in vielen Blogs auf Rainald Grebes Lied Ich bin der Präsident verwiesen. Grebe kann man mögen oder auch nicht (ich persönlich finde den mehrbödigen Klamauk eines Helge Schneider beachtlicher), aber mit seinem Lied beweist nahezu prophetische Qualitäten:

„Ich bin der Schirmherr dieses Krötentunnels. Es ist mir eine Ehre! Jetzt kommt ein Grußwort für Hartz-4-Empfänger: Ihr Schicksal trifft mich auch persönlich. Sie halten sich für überflüssig? Da geht es mir ganz ähnlich.”

Wer’s sehen mag, schaue bitte hier!
Den aktuellen Hype um Grebes Präsidenten-Song nehme ich gerne zum Anlass, meinen werten Leserinnen und Lesern seinen Song Dörte ans Herz zu legen. Continue reading

Der Journalismus, die Lobbyisten und die Wahrheit

Eine funktionierende Demokratie lässt sich nicht denken ohne eine freie und unabhängige ‚vierte Gewalt’, die sich in Deutschland insbesondere im öffentlich-rechtlichen Rundfunk organisiert hat. Nachdem allerdings die Posse um die Nicht-Verlängerung des Vertrags von ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender offen gelegt hat, dass zumindest dieser Sender eindeutig unter parteipolitischen Einflüssen steht, zeigen die immer wieder aufgedeckten Fälle von Schleichwerbung die Verstrickung von kommerziellen Interessen und öffentlich-rechtlichem Rundfunk.
Dieses problematische Verhältnis zeigte sich jüngst wieder im Nachgang zu einem fein aufklärerischen Beitrag der satirischen ‚heute-show’ des ZDF. Deren Reporter Martin Sonneborn, zugleich Ex-Chefredakteur des Satiremagazins Titanic, den Pharmalobbyisten Peter Schmidt (Pro Generika) um ein Interview gebeten, das „nach Möglichkeit in einer der ‚heute’-Sendungen, bevorzugt im ‚heute-journal’, platziert” werden solle. Indem er nun gerade jene Stellen veröffentlicht, die in der üblichen journalistischen Praxis dem Schnitt zum Opfer fallen („Nein, das möchte ich ungerne sagen, deswegen habe ich auch abgebrochen.”), trägt er gerade durch diese Verletzung journalistischer Grundregeln so etwas wie ‚Wahrheitsfindung’ bei. Doch sehen Sie selbst:

Es überrascht nun nicht, dass ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut Schmidts Beschwerde gegen diese Praxis zum Anlass nahm, Sonneborn fortan das Operieren mit dem ‚heute’-Level zu untersagen. Beschwerden der Pharmaindustrie, als einem der großen ZDF-Werbekunden, werden selbstverständlich ernst genommen. Peter Schmidt hat übrigens, wenngleich aus vorgeblich anderen Gründen, seinen Job verloren.

How bizarr: Bier, Geschlechterstereotypen und wunderliche Syllogismen

1. Geschlechterstereotypen unterstützen tendenziell die Aufrechterhaltung patriarchaler Machtstrukturen, weshalb es ein wichtiges politisches Anliegen sein kann, sie zu unterminieren. Daher stört mich die Reproduktion von Geschlechterstereotypen in Videoclips und Werbebotschaften enorm.
2. Heineken ist kein gutes Bier. Eine Begründung mag sein: „es schmeckt wirklich jedermann“ (Gilbert Delos). Auch die Bier-Theoretiker Michael Rudolf und Jürgen Roth bestätigten in ihrem Bier-Lexikon: „das dürfte das Problem sein“.
3. Dennoch finde ich den unten stehenden Werbespot von Heineken, der in übelster Weise Geschlechterstereotype reproduziert, phänomenal. Wie man das nun zu einem funktionierenden Syllogismus umbiegt, wüsste ich selber gerne (Vorschläge nehme ich wissbegierig entgegen). Doch sehen Sie selbst:

Versäumen Sie auch nicht den Nachfolgeclip, in dem der Walk-in-Fridge zum Walkin’ Fridge mutiert. Na denn, Prost!

Fußball als Kunst und der Homo ludens

Zeiten der Krise können auch Zeiten der grundsätzlichen Reflexion sein – und der Fußballsport steht den öffentlichen Debatten über Leistungsdruck, Depressionen, Spielsucht und Wettskandale momentan sehr ohnmächtig gegenüber. Mir lief in den letzten Tagen zufällig ein kleiner Videoclip über den Weg, der mich noch einmal an meine naive kindliche Fußballleidenschaft erinnerte, die die komplexen Probleme der realen Welt so unwichtig erschienen ließ.

Die herausragende Szene des Films Werner Beinhart (1990), der mit seinen 5,5 Millionen Besuchern bis heute einer der erfolgreichsten deutschen Filme ist, ist das legendäre Fußballspiel zwischen dem 1.FC Süderbrarup und Holzbein Kiel, das allerdings nicht im Stadion ausgetragen wird, sondern auf einem Marktplatz. Doch schauen Sie selbst (und verpassen Sie nicht die wunderbaren Zeilen: “Ich guck noch mal in die Flasche, wie spät das ist.” und “Mit schwarzen Punkten? Ischa merkwürdig!”)!

Wenn ein Merkmal der historischen Avantgarde die Dekonstruktion der kulturellen Alltagsgrammatik durch das künstlerische Spiel war: Ist das nicht Avantgarde? Und ist dann Polizist Bruno mit seinem Satz: “Halt, der Ball ist verhaftet!” nicht ein Agent der bösen Macht, die resignifiziert gehört? Und wäre es eigentlich denkbar, dass eine solche Befreiung des Homo ludens nicht nur im Zeichentrick, sondern auch real stattfände?

Nun, vor kurzem berichtete die Süddeutsche Zeitung über Remi Gaillard, einen Clown, der sich am Fernsehen rächt, der seinen Job als Schuhverkäufer verlor und seither als ebenjener Homo ludens reüssiert, der in Werners Welt der 1990er Jahre nur im Zeichentrick funktioniert. Das Internet macht es möglich, dass Gaillard – dessen Motto C’est en faisant n’importe quoi qu’on devient n’importe qui! (Indem man irgendetwas macht, wird man irgendwer!) lautet – heute ein Portal pflegt, auf dem er seine Videos zum kostenlosen Download anbietet – und darüber seine Berühmtheit erlangt hat. Doch sehen Sie selbst:

In Ordnung: Sowohl bei Werner Brösel als auch bei Remi Gaillard funktioniert das Spiel nur als eine Faszination an der penetrativen Ballflugschneise – die sexistischen Motive werden in beiden Filmen kaum verleugnet, pfui! Aber gleichzeitig lassen uns beide Filme ahnen, was der Fußballsport und auch unser Alltag einmal hätten sein können, bevor sich Joseph Blatter und Angela Merkel der Sache angenommen haben: Spielerisch, lustig und schön.

“Ich bin ein kleiner Junge und werde immer einer bleiben”, erklärt Gaillard im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung. Ja, möchte man rufen, so lange die Türen der Polizeiwachen und Ministerien noch offen stehen und wir noch einen Ball haben, ist noch nichts verloren. Anstoß!

How bizarr: Kernkompetenzen, Emotionen und die Bundestagswahl 2009

Kurz vor der Bekanntgabe der Bundestagswahl-Ergebnisse soll hiermit noch kurz an die Option der künstlerischen Um- oder Überformung der politischen Rituale erinnert werden. In brillanter und höchst unterhaltsamer Weise führen dies beispielsweise die Kandidaten der (Titanic-)Partei Die Partei vor – an vorderster Front der Partei-Vorsitzende (und ehemalige Titanic-Chefredakteur) Martin Sonneborn oder auch der Partei-Spitzenkandidat zur Hamburger Senatswahl 2007, Heinz Strunk.

Meine Lieblingssätze aus Heinz Strunks famoser Wahlrede sind die Folgenden:
1. „Fakten unterfüttert mit Emotion ergibt Kernkompetenz.”
2. „Hedgefonds ist kein Streichelzoo.”
3. „Wir sehen Hamburgs wirtschaftliche Zukunft nicht im Bergbau.”

Doch sehen Sie selbst:

Anekdoten über Philosophen: Peter Köhler

In seiner Anekdotensammlung Geh mir aus der Sonne! vereint Peter Köhler, dessen berühmter ‚Kartoffel-Text’ einst für diplomatische Verwicklungen mit Polens Ministerpräsidenten sorgte, zahllose kleine und größtenteils sehr witzige Anekdoten aus der Philosophie-Geschichte. Beispiel gefällig?

„Einen Studenten, der spät aus einer Schelling-Vorlesung kam, fragt ein Kommilitone: ‚Der Magister Dunkelhut hat wohl wieder überzogen?’ ‚Ja, er sprach mehr als zwei Stunden.’ ‚Und worüber hat er gesprochen?’ ‚Das hat er nicht gesagt.’“ [S. 102]

In solcher Weise belesen, wird man die heiligen Stätten der akademischen Welt fortan als heitere Bühnen betrachten, auf denen nicht alles bierernst zu nehmen ist, auch nicht der Tod, der in der Wissenschaft nur als Abschluss eines Forschungsprojektes in die Akten eingetragen wird:

„Niklas Luhmann bewarb sich Ende der sechziger Jahre an der neugegründeten Universität Bielefeld und sollte seine Forschungsvorhaben angeben. Luhmann schrieb: ‚Mein Projekt lautet: Theorie der Gesellschaft; Laufzeit: 30 Jahre; Kosten: keine.’ 1968: Luhmann bekommt den Lehrstuhl; 1984: sein Buch Soziale Systeme erscheint; 1990: Die Wissenschaft von der Gesellschaft erscheint; 1997: Die Gesellschaft der Gesellschaft erscheint; 1998: Luhmann stirbt. Laufzeit: 30 Jahre.“ [S. 217]

Freuen Sie sich mit dem Buch: Peter Köhler: Geh mir aus der Sonne! Anekdoten über Philosophen und andere Denker. Stuttgart: Reclam, 2004.

Waldorf & Statler on Blogging

Was sind Blogger? Wenn sie mehr betrachten als ihren eigenen Bauchnabel machen sie nichts anderes als das Rentnerduo Waldorf und Statler aus der Muppet Show: Blöd in der Loge rumhocken und die Abstrusitäten auf der Bühne des Lebens kommentieren. Als Hommage an die beiden werten Herren From the Balcony dokumentiere ich einen kurzen Dialog der beiden schlauen Rentner, der vielleicht als Motto über meinem ganzen Blog stehen könnte:

-This show is awful.

-Terrible.

-Disgusting.

(Pause.)

-See you next week?

-´Course.