Online-Petition zu Open Access – das Kind mit dem Bade?

Vor einiger Zeit habe ich mich ausführlich mit den Folgen des digitalen Zeitalters für die Literatur, die Wissenschaft und ihre Veröffentlichungspraxis beschäftigt und einige Resonanz auf meinen Kulturrevolutionären Appell erhalten. Aktuell gewinnt das Thema weitere Brisanz, da dem Deutschen Bundestag die Petition Wissenschaft und Forschung – Kostenloser Erwerb wissenschaftlicher Publikationen vorgelegt worden ist, die den Bundestag davon überzeugen will,

“dass wissenschaftliche Publikationen, die aus öffentlich geförderter Forschung hervorgehen, allen Bürgern kostenfrei zugänglich sein müssen.”

Zwar habe ich eine große Sympathie für die UnterzeichnerInnen der Petition, glaube jedoch zugleich, dass man das Ganze differenzierter betrachten sollte. Wer möchte, kann sich meinen Aufsatz Das Internet und die digitale Kopie als Chance und Problem für die Literatur und die Wissenschaft. Über die Verabschiedung des geistigen Eigentums, die Transformation der Buchkultur und zum Stand einer fehlgeleiteten Debatte aus der letzten Ausgabe der Zeitschrift kultuRRevolution. zeitschrift für angewandte diskurstheorie noch einmal ansehen, in dem ich dafür plädiere, weder die Initiativen für Open Access als den Untergang literarischer Bildung und der Wissenschaftsfreiheit zu betrachten, noch daran zu glauben, im Zeitalter von Digitalisierung und Open Access werde allein schon aufgrund der neuen medialen Möglichkeiten alles gut.

Und noch ein kleiner Tipp in eigener Sache: Im Sinne von Open Access und einer Creative Commons Licence (some rights reserved) lassen sich aus meinem Schaffen etliche Video-, Audio-, Foto- und Textdateien auf meiner Website kostenlos downloaden.

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Kategorie: Essays, Kommentare und Interviews | Tags: , , , , ,

About Thomas Ernst

Thomas Ernst is Professor of Modern German Literature at the University of Antwerp. He also works at the University of Amsterdam and holds a venia legendi on Media and Cultural Studies/German Studies at the University of Duisburg-Essen. His research focuses on the construction of identities, images of Germany and Europe, multilinguality and transcultural spaces in Austrian and German literature; on experimental and subversive Austrian and German literatures in the 20th and 21st century; and on the digital transformation of media and its cultural effects (literature and social media; intellectual property rights; digital publishing). His publications include books on “Popliteratur” (2001/2005), “Literatur und Subversion” (2013) and numerous papers that have been published in international magazines and book series with peer-review. At the moment, he is working on a monograph on literature and social media.

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